06.11. – 25.11.2020 Flucht vor dem Lockdown nach Peloponnes

Im Norden Griechenlands in der Region Thessaloniki hat sich von Tag zu Tag die Lage um Corona immer weiter verschärft, angefangen von Reisewarnungen, über die Einstufung als Risikogebiet bis hin zur Ankündigung des zweiten Lockdowns in der Region. Für mich war das dann der Anlass, meinen Weg in Richtung Süden zeitnah fortzusetzen und noch vor dem Lockdown aus Thessaloniki zu fliehen. Ziel war Peloponnes im Südwesten Griechenlands. Hier ist das Wetter auch noch besser vorhergesagt und es war Anfang November noch nicht als Risikogebiet eingestuft.
Auf dem Weg dorthin habe ich mir wieder eine heiße Quelle gesucht und dort ein paar Stunden entspannt. Die Quellen liegen ca. 150 km nördlich von Athen bei Thermopyles. Falls du dich mal dorthin verirrst und etwas Ruhe haben willst, am besten unten am Hauptparkplatz nach rechts fahren, an den Häusern vorbei dort findest du links dann die Quelle, siehe Foto. Ich bin am selben Tag noch weiter nach Süden zu fahren, um dem Lockdown im Norden zu entkommen. Am nächsten Tag bin ich dann in der Region Peloponnes angekommen und habe die erste Nacht im Nordwesten an einem Strand verbracht. Abends kamen noch ein paar einheimische Fischer vorbei und haben ihr Netz für den nächsten Morgen im Wasser ausgebreitet. Einer der Fischer, er heißt wie fast jeder dritte Grieche auch Dimitris, hat mir später am Lagerfeuer noch Gesellschaft geleistet. Am nächsten Tag war ich mit ihm vormittags eine kleine Runde Wandern und er hat mir noch einen Berg mit super Aussicht gezeigt.

Später etwas weiter südlich habe ich die nächsten zwei Nächte auf einem kleinen Campingplatz verbracht. Der Platz ist am Ende einer Straße im Prinzip nur ein Wendeplatz mit ein paar Stellflächen. Der griechische Betreiber wohnt dort in einem Haus und hat noch eine Taverne, die direkt angebaut ist. Der Platz befindet sich ganz im Westen in dem kleinen Dorf Arkoudi. Neben zwei anderen Lockdownflüchtigen, habe ich mich mit dem dritten Fahrzeug noch dazu gesellt. In Richtung Strand gab es eine Terrasse mit bester Aussicht und schönem Sonnenuntergang. Hier habe ich dann auch meine erste freilaufende Schildkröte am Wegesrand zum Strand gesehen. Die drei Tage dort waren sehr entspannt mit lustigen Geschichten, Lesen, Podcasts hören und Yoga auf der Sonnenterasse 😉

Wieder ein Stück weiter südlich an der Küste Westküste entlang habe ich einen kurzen Zwischenstopp im antiken Olympia gemacht, wo die Olympischen Spiele entstanden sind. Im Ort gibt es mehrere Museen, Ausstellungen und Ausgrabungsstätten. Auf Grund der aktuellen Situation, war leider alles geschlossen und ich konnte nur sehr wenig von den Ausgrabungen sehen. Zwangsläufig bin ich dann weiter gefahren, da es trotz Besetzung der Infoschalter keine Möglichkeit gab, sich irgendetwas anzusehen.

Nicht weit entfernt habe ich mir einen schönen Platz am nächstgelegenen Strand herausgesucht. Es war ein sehr schöner langer Sandstrand und die nächsten Nachbarn waren gut 200m entfernt. Nachmittags hatte ich mir noch eine Feuerstelle im Sand aufgebaut, um später dort kochen zu können. Mit etwas Improvisation für die Topfhalterung hat das auch gut geklappt. Einen Strandwachhund gab es hier natürlich auch. Es hat nicht lang gedauert und er hat sich recht oft bei mir in Busnähe bequem gemacht. Und so habe ich dann drei Tage mit Holz sammeln, sägen, spalten und Feuer machen verbracht. Der Sprung ins Meer war dann immer wieder eine willkommene Abwechslung.

Die nächsten Tage habe ich mich an einem langen Strand bei Elea niedergelassen. Dort war ich allerdings nicht der Einzige. Auf ca. 5km Strandlänge verteilt standen hier über 100 Fahrzeuge von Motorrädern, über Autos, Campern bis zum großen Weltreise-LKW. Es hat sich schnell herausgestellt, dass das mehr oder weniger ein großes Lockdowncamp war 😀 Das Reisen über die Regionsgrenzen hier in Griechenland war mittlerweile situationsbedingt verboten und so ist dieses große Camp entstanden. Hier hat man dann Ersatzteile für die Elektrik kaufen können, es gab einen Frisör, einen einheimischen Obsthändler und jeden Morgen ist noch eine Art mobiler Bäcker über den Platz gefahren und hat seine Waren verkauft. Neben der Schönheit des Strandes, gab es leider auch etwas Ärger mit der Polizei.  Einige der Leute auf dem Platz haben es offensichtlich nicht verstanden, dass man sich in solch einer Umgebung abends mit der Lautstärke und der Feierei zurückhalten sollte, zumal nicht weit entfernt die Einheimischen im anliegenden Dorf wohnen. Die Lage hat sich mit der Zeit mal verbessert, mal wieder etwas mehr zugespitzt. Ich hatte nach ein paar Tage dann auch keine Lust mehr darauf und bin wieder ein Stück weiter gen Süden gefahren.

Bei Pylos liegt die bekannte Ochsenbauchbucht, die auch als schönste Bucht auf Peloponnes gilt. Der Lockdown in Griechenland war mittlerweile landesweit verhängt und ich wollte nicht direkt an dieser Bucht stehen, da sich an solchen Plätzen auch gern mal ein Hotspot an Reisenden bilden kann. Ich habe in ca. 5km Entfernung einen steinigen und felsigen Strand gefunden, wo wieder etwas mehr Ruhe herrschte. Hier konnte ich abends dann ein paar schöne Fotos in Richtung des Berges der Ochsenbauchbucht und auch vom Sonnenuntergang machen. Am nächsten Tag habe ich meine drei Sachen gepackt und bin zur Ochsenbauchbucht gewandert. Unterwegs dorthin gab es wieder mal faszinierende Vegetation zu sehen, in diesem Fall riesige Kakteen, die fast Baumhöhe erreichten. Nach fünf Kilometern Wanderung zur Bucht, war erstmal eine kleine Pause angesagt und die konnte ich auch wahrlich gut genießen. Eine super schöne Dünenlandschaft, das klare und ruhige Wasser umringt von einer kleinen Berglandschaft, fast wie aus dem Bilderbuch.

Das eigentliche Ziel war dann die alte verlassene Burg auf dem kleinen Gipfel direkt an der Bucht. Die ersten Höhenmeter waren gar nicht mal so einfach zu bewältigen, da es noch Dünenlandschaft mit feinem Sand war aber ich war ja nicht auf der Flucht 😉 Direkt unter der Burg gibt es eine Höhle, die ich mir noch angeschaut habe. Dummerweise hatte ich nur meine Handylampe dabei, die hat mir dort leider fast nichts gebracht. Die Höhle hat schon recht große Ausmaße, und war einfach total dunkel, sodass ich die Größe innen gar nicht ganz gesehen habe. Nach den letzten paar Höhenmetern auf die Burg hoch, ergab sich letztendlich der heiß ersehnte Ausblick auf die komplette Ochsenbauchbucht. Auf der Burg habe ich noch ein deutsches Pärchen getroffen, die mir erzählt haben, dass sie seit ein paar Tagen hier direkt an der Bucht stehen und bisher nur ein weiteres Fahrzeug dazu kam. Das hatte ich vorher so nicht gedacht, aber gut ich hatte ja einen schönen Platz gefunden und eine ausgiebige Wanderung hatte ich auch schon lang nicht mehr. Nach einer kleinen Fotosession habe ich mich auch wieder auf den Rückweg gemacht und bin nach 12 km und drei Stunden wieder an meinem Bus angekommen. Abends habe ich seit langem auch mal wieder mit Langzeitbelichtung fotografiert. Herausgekommen sind dabei ein paar schöne Aufnahmen vom Wasser inmitten der felsigen Strandlandschaft.