22.12. – 26.12.2020 Weihnachten in der Bucht von Vlychada

Auf meiner Reise habe ich von einer abgelegenen Bucht gehört, an der man gern ein paar schöne entspannte Tage verbringen kann. Am letzten Stellplatz beim Schiffswrack hatte ich auch von anderen Reisenden gehört, dass sie in nächster Zeit mal an diese Bucht fahren wollen. Somit stand für mich dann auch recht schnell fest, diese Bucht anzufahren und dort die Weihnachtsfeiertage zu verbringen. Ich hatte mich mit niemanden dort fest verabredet und bin auf gut Glück dorthin gefahren, eventuell etwas Gesellschaft zu haben.

Die Fahrt in die Bucht führte mich vom mittleren Finger vorbei an der Stadt Kalamata (die ganze Region ist auch bekannt für ihre schmackhaften dunklen Oliven) bis an die Ostküste von Peloponnes, südlich von Kyparissi. Die letzten Kilometer der Zufahrt verliefen durch den kleinen Ort Richea in den Bergen und dann schlussendlich eine steile Passstraße hinunter zur Bucht. Hier wurde ich auf meinem Weg kurzzeitig aufgehalten durch eine der typischen griechischen Straßensperrungen 😉 Langsam vorantasten, kurz warten und dann ging’s auch schon weiter. Die schönste Aussicht auf die Bucht habe ich schon oben noch am Berg von der Straße aus gehabt, einfach traumhaft. Eine abendliche Wanderung von der Bucht hoch zur Straße hat diesen Ausblick noch einmal mit wunderschönen Farben zum Sonnenuntergang untermalt.

Wie ich schon vermutet hatte, war ich in der Bucht nicht allein und habe noch andere Reisende getroffen. Wie es der Zufall so will, trifft man sich ja mindestens zweimal im Leben und auch hier gab es ein Wiedersehen mit ein paar Leuten von der Wanderung aus der Virosschlucht Mitte Dezember. Eine weitere Überraschung erlebte ich später am Abend, als eine weitere Familie eintraf. Diese hatte ich kurz vorher noch am Schiffswrack verabschiedet bis zum nächsten Mal und nun hatten wir uns schneller als gedacht wieder getroffen. Diese Familie hatte sich mit den schon Anwesenden hier verabredet, um die Feiertage hier zu verbringen.

Eine weitere große Überraschung gab es zum Heiligabend. Jeder hatte etwas zum Abendessen vorbereitet und es gab eine große Tafel voll mit Essen von selbstgebackenen Broten und Kuchen, über verschiedene Salate, Beilagen und Fleischkreationen bis hin zu selbstgefangenen und später gekochten Seeigeln. Ich war herzlich eingeladen und konnte mit einer kleinen Feta-Gemüse-Pfanne noch einen kleinen Beitrag zum Buffet leisten. Für die Kinder gab es nach dem Essen noch ein riesen Highlight. Plötzlich war es ganz ruhig und um die Ecke tauchte der Weihnachtsmann mit einem Sack voller Geschenke auf. Wow, dachte ich, das hätte ich hier nicht erwartet. Sogar einen als Weihnachtsbaum geschmückten Busch mit LED-Beleuchtung gab es. Natürlich durfte da auch das Lagerfeuer und später das Grillen von Marshmallows nicht fehlen.

Neben dem Baden im Meer bei sommerlichen Temperaturen und den kleinen Wanderungen den Berg hoch ins „Handyempfangsgebiet“, habe ich auch viel Zeit direkt am Fels verbracht und für mich eine neue Leidenschaft entdeckt bzw. wieder aufleben lassen. Es geht um das Seilklettern an der Felswand. Bisher war ich zwar sehr viel Bouldern (Klettern ohne Seil, aber nur bis auf geringe Höhen) und nur sehr wenig Seilklettern, dennoch hatte ich mein Klettergurt dabei und konnte hier die Möglichkeit nutzen mich den anderen Kletterern anzuschließen. Sie haben mir noch einmal die Sicherungstechniken und wichtigsten Knoten gezeigt. Im Gegenzug konnte ich mit meiner Erfahrung aus dem Bouldern mit dem ein oder anderen Tipp für Fußtechnik oder Körperpositionierung zur Wand dienen.

Das Klettergebiet hat nicht sehr viele Routen, dennoch ist für jeden etwas dabei. Von den einfachsten Routen, die man unter Umständen auch als Bergsteigen bezeichnen kann bis hin zur leicht überhängenden Wand mit winzigen Griffen oder nur Löchern für die Finger. In diesen Tagen wurde mir sehr schnell klar, ich brauchte eine komplette Kletterausrüstung, das heißt ich brauche noch ein Seil und mehrere Expressschlingen, auch Exen genannt. Diese Exen werden beim Seilklettern an der Wand als Sicherung an schon eingebohrten Haken oder selbst angebrachten Zwischensicherungen, eingehängt. An der andere Seite der Exen wird das Seil eingeklippt und im Falle eines Sturzes fliegt man am Seil hängend in die letzte eingehängte Exe als Umlenkpunkt. Am anderen Ende der Sicherungskette steht der Sicherungspartner und führt das Seil durch sein Sicherungsgerät, welches im Sturzfall des Kletterers blockiert (bei Sicherungsgeräten mit Blockierfunktion).

Meinen nächsten Aufenthalt hatte ich in Leonidio geplant, eine kleine Stadt, die durch ihre Vielzahl an verschiedenen Klettergebieten bekannt ist. Dort erhoffte ich mir auch, meine Kletterausrüstung vervollständigen zu können. Dazu aber mehr im nächsten Beitrag.